Rotary Friedensarbeit, Besuch in Nepal. CP Dr. Otmar Deter und PP Dr. Margret Deter, Secretary
Die Welt bietet genug Luft zum Atmen, genug Wasser für alle, genug Nahrung für alle und genug Platz zum Leben für alle. Doch wo wir auch hinsehen, sehen wir Zwietracht in der Welt.
Erschreckend ist, dass sich die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter öffnet und auch zwischen armen und reichen Ländern. Die rapide zunehmenden Ungleichgewichte in der Welt schaffen ein gewaltiges Konflikt-Potential.
Ein Umdenken scheint unausweichlich.
Hierzu paßt, was die Entwicklungsorganisation Oxfam zum Weltwirtschaftsforum 2017 in Davos vorlegte:
- Das reichste Prozent der Menschheit besitzt mehr als der gesamte Rest der Menschheit.
Rotary Peace Center
Konflikt-Vermeidung und Konfliktlösung sind vor diesem Hintergrund in den letzten 12 Jahren zu einem immer wichtigeren Schwerpunktthema in Rotary herangewachsen. An sechs Universitäten in der Welt bestehen Hochschulpartnerschaften mit dem Rotary Peace Center, an denen Strategien für eine friedvollere Welt entwickelt werden sollen, Strategien zur Konfliktvermeidung und zur Konfliktlösung:
- Duke University and University of North Carolina at Chapel Hill and Durham, North Carolina, United States
- International Christian University Tokyo, Japan
- University of Bradford Bradford, West Yorkshire, England
- University of Queensland Brisbane, Queensland, Australia
- Uppsala University Uppsala, Sweden
- Chulalongkorn University Bangkok, Thailand.
Rund 100 Studenten werden jedes Jahr auf diesem Gebiet ausgebildet, davon rund 50 Studenten in Thailand an der Chulalongkorn Universität, Bangkok. Sie alle stammen überwiegend aus unterschiedlichen Ländern, um bereits während des Studiums unterschiedliche Gesichtspunkte und Lebensphilosophien kennen zu lernen. Ihre spätere Aufgabe sollte es sein, in nationalen und internationalen Organisationen tätig zu sein und ein Umdenken einzuleiten, hin zu einer friedlicheren Welt.
Auch wir, in unserem Rotary Club Dolphin Pattaya International, widmen uns intensiv diesem Thema. Seit nunmehr zwei Jahren betreuen wir als Host-Counselor, Friedensstudenten in Thailand, geben Ihnen Hilfestellungen und zeigen Ihnen die Besonderheiten dieses Landes auf.
Seit Anfang dieses Rotary Jahres sind wir auch in die Organisation des Rotary Peace Center eingebunden. Charterpräsident und Assistant Governor (2017-2018) Dr. Otmar Deter ist Chair des Rotary Peace Fellowships Subcommittee zur Unterstützung der Studien-Kandidaten.
Besuch des Rotary Peace Fellow Kum Gurung in Nepal
Rotary Peace Fellow Kum Gurung hatten wir im Rahmen unserer Counselor- Aufgaben an der Chulalongkorn Universität kennengelernt, im 24. Crashkurs, der im Frühjahr endete. Anfang des Jahres hatte er uns nach Nepal eingeladen. Wir hatten uns vorgenommen zu prüfen, wie wir ihn unterstützen können.
Nepal gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Es ist ein Binnenstaat in Südostasien im Bereich des Himalaya. Dies stellt ganz besondere Anforderungen aufgrund der zerklüfteten Landschaft, einer Vielzahl ethnischer Gruppen und einer hohen Analphabeten Rate. Bereits auf dem Rotary Weltkongress 2016 in Seoul, mit 40.000 teilnehmenden Rotariern, hatten wir uns für dieses Land interessiert.
Nationaleinkommen pro Kopf der Bevölkerung im Jahr 2017, in USD [Quelle Weltbank] :
Pokhara, Besuch einer Schule in den Bergen
Peace Fellow Kum Gurung wohnt in Pokhara, eine halbe Flugstunden in westlicher Richtung von der Hauptstadt Kathmandu entfernt, ca. 7 Stunden mit dem Auto, für 205 km. Wichtigstes Vorhaben war, uns eine Schule in den Bergen zu zeigen und deren Konfliktpotential.
Es ist das Bergdorf, in dem Kum Gurung aufgewachsen ist, die Schule besucht hatte und von dort aus sogar ein Studium in England absolvieren konnte. Er ist bisher der einzige im Dorf, dem ein Studium gelungen ist.
Später war er 15 Jahre für Leprakranke im Einsatz. Dann unterstützte ihn der Rotary Club Dhonburi aus Thailand, in dem der ehemalige Weltpräsident Bitchai Rattakul Mitglied ist, in Bezug auf ein Studium als Rotary Peace Fellow an der Chulalongkorn Universität in Bangkok.
Wir besichtigten die Dorfschule Shree Vidhya Jyoti, im Dorf Thulashwanra, eine Grunschule mit 31 Schülern und 12 Lehrern. Die Klassenzimmer waren von einem Lyons Club gesponsert worden, nur ein Gebäude bedarf noch der Renovierung.
Bild: Das Bergdorf Thulashwanra in den Himalaya-Ausläufern, Bild rechts: Die Schule.
Wir lernten den Schuldirektor, Mr. Mahendra kennen, den Gemeinderat Ratan Bahadur Gurung, Chairperson Ward 5 und Madi Rural Municipality Lok Bahadur Gurung, Chairman des Schoolmanagement Committee
Bild links: Der Schuldirektor Mr. Maendra. Bild rechts: Die Verteter von Gemeinderat und Behörde.
Bild: Begrüßung mit Wimpelübergabe und Gastgeschenken.
Bild: Blick in die Klassenräume.
Die Schule umfaßt 8 Klassen. Ein Lehrer verdient landesweit im Monat 23.000 nepalesische Rupien, etwa 200 USD, bei einer 40 Stundenwoche. Die Arbeitszeiten sind: Freitags bis 15 Uhr, samstags frei. Sonntag ist der 1. Arbeitstag der Woche. Die Lehrer der staatlichen Schulen sind zu Fortbildungen verpflichtet.
Pilotprojekt: Einrichtung einer Vorschul-Klasse
Das Dorf hatte bis vor kurzem etwa 300 Einwohner gezählt, jetzt nur noch 150. Der Schuldirektor, die Dorfbewohner und Kum Gurung erhoffen sich, durch das Angebot einer fundierten Vorschul-Klasse die Abwanderung junger Familien bremsen zu können. Dies ist ein Pilotprojekt, das auch von den Behörden unterstützt wird.
Bild: Eltern und Großeltern der Schüler.
Die Vorschul-Klasse wird ECD genannt (Early Child Development). Ein Klassenraum ist bereits vorhanden, aber weder Einrichtung noch Lehrmaterial.
Bilder oben: Drei der fünf Kinder im Vorschulalter, mitsamt dem zukünftigen Klassenraum.
Die zusätzliche Lehrkraft wird vom Staat bezahlt. In diesem Jahr sind es 5 Vorschul-Kinder, im nächsten Jahr wenn es 10 Vorschul-Kinder sein. Drei der Kinder haben wir kennengelernt. Zu der Besprechung in der Schule waren 25 bis 30 Dorfbewohner gekommen. Schuldirektor Mahendra stellt derzeit die Kosten für die notwendigsten Anschaffungen zusammen.
Im Rahmen dieses Pilotprojektes will die Gemeindeverwaltung auch die Trinkwasserversorgung und die Straßenanbindung verbessern. Kum Gurung hat auch Kontakte zu Rotary Clubs in Pokhara und Kathmandu geknüpft. Er träumt davon, aus seinem Dorf ein Rotary Peace Village zu machen, zur Fortbildung und um den Dorfbewohnern zusätzliche Beschäftigungsmöglichkeiten bieten zu können.
Rotary Club Pokhara Fishtail in Pokhara, Nepal, Besuch am 4.10.2018
Pokhara, die zweitgrößte Stadt Nepals, hat etwa 300.000 Tausend Einwohner. Sie liegt 1.000 m hoch, westlich von Kathmandu am Phewa-See. 1960 war die Stadt nur zu Fuß erreichbar, heute verfügt sie sogar über einen der zahlreichen Flughäfen in Nepal.
Im Norden wird das Pokhara-Tal begrenzt vom Himmalaya/ Annapurna-Gebirge. 3 Achttausender-Berge kann man von dort aus sehen und auch den Machapuchhre Berg, der eine Doppelbergspitze aufweist. Daher sein Name, der übersetzt Fischschwanz heißt.
Wir besuchten direkt am Ankunftstag, nachdem wir die Schule kennengelernt hatten, den Rotary Club Pokhara Fishtail bei seinem wöchentlichen Meeting, auch um einen Ansprechpartner Vor-Ort zu haben. Der Club besteht seit 15 Jahren und hat über 40 Mitglieder.
Bild, von links: Sekretär, Präsident und Vize-Präsident des RC Pokhara Fishtail.
Wir wurden außerordentlich herzlich aufgenommen. Peace Fellow Kum Gurung begleitete uns. Wir hörten einen Vortrag über gesunde Ernährung und gesunde Lebensführung auf hohem Niveau von einem Arzt, der dort Mitglied ist.
Bild: Lichtbildvortrag und Wimpeltausch
Wir werden mit Peace Fellow Kum Gurung im Gespräch bleiben. Für uns ist Nepal ein erstaunlichen Land. Trotz der übergroßen Armut erschienen die Menschen ausgeglichen und freundlich. Wir fühlten uns an keiner Stelle bedroht.
Wissenswertes über Nepal.
Nepal ist ein Binnenstaat in Südasien. Das Land grenzt im Süden an Indien und im Norden an China. In Nepal befinden sich acht der zehn welthöchsten Berge, einschliesslich des Mount Everest. Die Hauptstadt Kathmandu ist Sitz der SAARC (Südasiatische Vereinigung für regionale Kooperation).
Bild: Nepal grenzt an Indien und China / Tibet.
Buddha wurde in Lumbini (Nepal) geboren, ca. 500 Jahre vor Christus.
Die Erleuchtung fand Gautama Buddha in Bodhgara (Indien), mit 35 Jahren.
Nepal hat etwa 30 Millionen Einwohner. Das Land teilt sich in 3 Gebiete: das flache Gebiet der Ganges-Tiefebene zu Indien hin, wo etwa die Hälfte der Bevölkerung lebt, in das weitgehend unbesiedelte Hochgebirge des Himalaya, mit dem Mount Everest (8.848 m) und 7 weiteren der höchsten 10 Berge der Welt und in das dazwischenliegende Mittelland bis 3.000 Meter Höhe, in dem rund die andere Hälfte der Bevölkerung lebt.
Trekking ist eines der touristischen Anziehungspunkte.
Es gibt etwa 100 ethnische Gruppen. Wir haben mit Kum Gurung die Volksgruppe der Gurungs kennengelernt, die rund 1,2 % der Bevölkerung ausmachen und mit unserem Führer in Kathmandu die Newari, die etwa 3,2 % ausmachen.
Mehr als 80 % der Nepalesen sind Hindu, 10 % Buddhisten mit anwachsender Zahl.
Lumbini, im jetzigen Nepal, ist gemäß der Überlieferung der Geburtsort von Siddharta Gautama Buddha, geboren ca. 500 Jahre vor Christi Geburt.
Bild: Kathmandu, die Hauptstadt des Landes.
Im 7. Jahrhundert wurde von den Nepalesen der Pagodenstil entwickelt, den man heute auch in Japan findet. Nepal war ab dem 14. Jhd. ein Königreich der Malla, zerfiel anschließend wieder in 50 Fürstentümer. Die Gorkha erstarkten und führten einen Krieg mit der Britschen Ostindien Company 1914-1916. Heute ist Nepal eine konstitutionelle Monarchie. Seit 2018 gibt es eine neue Regierung.
Am 25.4.2015 ereignete sich ein verheerendes Erdbeben, das 9.000 Menschenleben forderte und immense Zerstörungen bewirkte, auch in den historischen Bezirken des Weltkulturerbes in Kathmandu. Wir konnten den recht zügigen Fortschritt des Wiederaufbau erkennen, mit erheblicher ausländischer Unterstützung.
Nepal gehört zu der Gruppe der unabhängigen Staaten. Es ist mit Indien eng verbunden, bemüht sich aber auch um Kontakte zu China. Nepal gehört zur SAARC Gruppe, der Südostasiatischen Vereinigung für regionale Kooperation.
35 % der Bevölkerung sind Analphabeten. Es findet eine starke Landflucht statt, von den Bergregionen nach Terai, dem Gangestal. Kathmandu und Pokhara sind die größten Städte.